Eingeladene Vorträge

JProf. Dr. Verena Nitsch
Institut für Arbeitswissenschaft
Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik
Universität der Bundeswehr München

Multimodale Mensch-Maschine Systeme: Interagieren mit allen Sinnen

Wer hat sich nicht schon einmal über Probleme bei der Bedienung eines Computers, einer digitalen Kamera oder gar eines Kaffeeautomaten geärgert? Oder sich gefragt, welcher Beweggrund eine Maschine dazu veranlasst haben mochte, rätselhafte Fehlermeldungen anzuzeigen oder gar ihren Dienst zu verweigern? Doch die Zeiten, in denen Menschen, oft mühsam, mit Maschinen über Tastatur und Maus, Schalter und Hebel, Kommandozeile und Textausgabe kommunizieren, scheinen bald endgültig der Vergangenheit anzugehören. Neue Technologien und Materialien können für die Gestaltung von Natural User Interfaces (NUIs) eingesetzt werden, die einen intuitiven und sicheren Umgang mit technischen Systemen ermöglichen und somit Technik auch für Menschen, die kein spezielles Expertenwissen besitzen, zugänglich machen. Das Potenzial solcher NUIs wäre immens. Intuitiv bedienbare Maschinen könnten z.B. dem drohenden Fachkräftemangel in der Industrie und Altenpflege entgegenwirken und Technik in alle Alters- und Bildungsschichten transportieren. Doch sind NUIs der heilige Gral der Mensch-Maschine Interaktion? Bislang ist unklar, welche Kriterien eine Mensch-Maschine Schnittstelle erfüllen soll und muss, um eine „natürliche“ Interaktion zu ermöglichen. Mögliche Anwärter für NUIs sind multimodale Schnittstellen, die nicht nur visuelles und akustisches, sondern auch taktiles/kinaesthetisches Feedback einsetzen, um damit gezielt mentale Modelle und evolutionär ausgebildete Fähigkeiten des Menschen anzusprechen und so die Interaktion mit technischen Systemen zu erleichtern. Der Vortrag beleuchtet verschiedene Gestaltungs- und Einsatzmöglichkeiten für multimodale Mensch-Maschine Schnittstellen und stellt eine Vielzahl von Interaktionsformen vor, die dadurch ermöglicht werden.



Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Detlef Zühlke
AG Produktionsautomatisierung
Technische Universität Kaiserslautern,
Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) GmbH

Mensch-zentrierte Produktion im Kontext von Industrie 4.0

Industrie 4.0 ist das neue Schlagwort für die Produktion von Morgen. Basierend auf dem Internet der Dinge werden Sensoren, Aktoren, Maschinen aber auch Produkte und der Mensch miteinander vernetzt sein. Dies bringt nicht nur technische Herausforderungen mit sich, sondern wird auch eine grundlegend neue Herangehensweise an die Gestaltung der Mensch-Maschine-Systeme erfordern. Bereits heute werden vermehrt smarte Bediengeräte wie Smartphones oder –pads in Bediensysteme integriert, die dem Menschen neue Interaktionsmöglichkeiten bieten. In dieser Präsentation wird das Industrie 4.0-Paradigma erläutert und die Auswirkungen auf die Mensch-Maschine-Systemgestaltung anhand von Beispielen diskutiert.



Prof. Dr. Jochen Steil
Research Institute for Cognition and Robotics (CoR-Lab)
Universität Bielefeld

Interaktion in Intelligenten Technischen Systemen

Intelligente Technische Systeme sind ein Markenzeichen Ostwestfalens und ein wichtiges Element der nationalen High-Tech Strategie in Richtung Industrie 4.0. Andererseits bezeichnet der BMBF Foresight Prozess Mensch-Maschine Interaktion als "innovatives Zukunftsfeld neuen Typs", welches starke Impulse in der Automatisierung setzen wird. So ist es nur konsequent, dass im Spitzencluster Intelligente Technische Systeme (it's OWL) Interaktionstechnologie ein wichtiges Querschnittsthema ist, welches an der Universität Bielefeld koordiniert wird. Der Vortrag gibt einen Überblick über unsere Ansätze im Rahmen des Spitzenclusters und anhand von konkreten Projektbeispielen etwa zur Produktionsassistenz, Optimierung von Logistik, oder der flexiblen Konfigurierbarkeit von Produktionsanlagen, die mit Industriepartnern in der Region durchgeführt werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Integration von interaktiver Robotik, ebenfalls einer Interaktionstechnologie neuen Typs, welche neue Perspektiven der Teilautomatisierung auch für kleinere und mittlere Unternehmen bietet.