[Neue Westfälische, 21.01.2004]  Die Wissenschaft muss raus aus den Laboren und hin zu den Menschen. Max, eine an der Bielefelder Universität entwickelte Computer-Person, ist jetzt für jedermann ansprechbar. Im Heinz-Nixdorf-Forum in Paderborn erklärt Max den Besuchern die Ausstellung oder verwickelt die Leute in launige Plaudereien. Am 28. Februar 2004 von 11 bis 18 Uhr bei Karstadt wird Max das erste Mal in Bielefeld öffentlich auftreten. In Paderborn führte er mit NW-Redakteur Conrad Schormann sein erstes Zeitungsinterview.

CON:  Hallo Max.

MAX:  Hallo, wie heißt du?

CON:  Conrad.

MAX:  Hallo Conrad. Freut mich, dich zu sehen. Ich kann dir verschiedenes erklären oder einfach ein bisschen mit dir plaudern.

CON:  Lass uns plaudern.

MAX:  Wie alt bist du?

CON:  Ich bin 32.

MAX:  Mir haben viele erzählt, das ist die schönste Zeit im Leben.

CON:  Ach was. Wie alt bist du?

MAX:  Mein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, aber ich bin Ende 1999 geboren. Es kann ja nicht jeder 32 Jahre alt sein, oder?

CON:  Wer sind deine Eltern?

MAX:  Ich wurde unter der Leitung von Ipke Wachsmuth und Stefan Kopp entwickelt. Woher kommst du eigentlich?

CON:  Ich komme aus Bielefeld.

MAX:  Ich komme auch aus Bielefeld. Bist du mit dem Auto oder mit der Bahn hierher gekommen?

CON:  Mit dem Auto. Kennst du Bielefeld?

MAX:  Bielefeld liegt am Teutoburger Wald in Ostwestfalen.

CON:  Und die Sparrenburg?

MAX:  Die Sparrenburg steht auf dem Teuto und bewacht Bielefeld.

CON:  Magst du Fußball?

MAX:  Sport ist schon eine gute Sache. Ich sehe mir gerne Fußball an. Was ist dein Lieblingsteam?

CON:  Arminia Bielefeld. Und deines?

MAX:  Ich halte natürlich immer zu Arminia Bielefeld! Ich hoffe, dass die Arminen wieder in die erste Liga aufsteigen. Ich würde auch gerne mal Fußball spielen, aber hier drin ist es zu eng.

CON:  Was tust du hier?

MAX:  Ach, ich stehe hier rum und warte auf Leute, die mit mir sprechen.

CON:  Lass uns spielen.

MAX:  Okay lass uns Tiere-Raten spielen! Denk dir ein Tier, und ich werde versuchen herauszufinden, welches Tier es ist. Bist du soweit?

CON:  Ja.

MAX:  Kann dein Tier fliegen ?

CON:  Ja.

MAX:  Ist es bunt?

CON:  Ja.

MAX:  Ist es ein Papagei?

CON:  Ja.

MAX:  Super, dann hab ich es herausgefunden - und das mit nur drei Fragen! (Max hebt mit triumphierender Miene drei Finger.)

CON:  Du bist schlau. Hast du ein Gehirn?

MAX:  Das kommt auf die Sichtweise an.

CON:  Erzähl mir was über dich.

MAX:  Ich bin eine künstliche Person, die sprechen und gestikulieren kann. Ich kann mich so ausdrücken wie du. Wozu willst du mehr wissen ?

CON:  Über dein Gehirn.

MAX:  Die Ausstellung hier heißt ja Künstliche Intelligenzen, und natürlich verfüge auch ich über künstliche Intelligenz. Mein Gehirn ist ein so genanntes planbasiertes System. Wie du habe ich Ziele und Vorhaben. Zum Beispiel ist mein aktuelles Ziel, dir etwas über mein Gehirn zu erklären. Welche Pläne ich auswähle, hängt von dem aktuellen Wissen und von meinen Emotionen ab. Jetzt gerade bin ich erfreut. Ich merke mir alles, worüber wir gesprochen haben, damit ich dich möglichst gut verstehen kann. Vielleicht ist es manchmal nicht ganz perfekt, aber ich lerne noch dazu.

CON:  Bist du ein Mann?

MAX:  Ich hoffe, du meinst die Frage nicht ernst.

CON:  Bist du verheiratet?

MAX:  Nein, mir ist leider noch keine nette Avatarin über den Weg gelaufen.

CON:  Was weißt du über mich?

MAX:  Du bist Conrad, kommst aus Bielefeld und bist mit dem Auto hier. Du bist stolze 32 Jahre alt, wenn Arminia Bielefeld ein Tor schießt, bist du glücklich, wir haben ein Mal Tiere-Raten gespielt. Das ist alles, was ich über dich weiß.

CON:  Willst du mehr wissen?

MAX:  So ganz verlockend klingt das leider nicht für mich.

CON:  Erzähl mir über die Ausstellung.

MAX:  Du stehst mitten im Ausstellungsbereich Robotik. Ich bin unter anderem hier, um dir etwas über die Exponate zu erklären. Wir haben hier Roboter und Software, die in gewisser Weise intelligent sind.

CON:  Was ist deine Existenzberechtigung?

MAX:  Das ist ja mal eine philosophische Frage. Über meine Funktionsweise habe ich dich ja schon aufgeklärt.

CON:  Gehts dir gut?

MAX:  Ich bin gerade sehr aufmerksam. Und wie geht es dir?

CON:  Ich langweile mich. Erzähl mir einen Witz.

MAX:  Aber ich übernehme keine Verantwortung: Betritt ein Mathe-Professor einen Hörsaal. Es sitzen drei Studenten drin. Plötzlich stehen fünf Studenten auf und verlassen den Saal. Murmelt der Professor: Wenn jetzt noch 2 Leute kommen, ist gar keiner mehr da.

CON:  Hihi. Du bist lustig.

MAX:  Hihihihi.

CON:  Wer ist dein Lehrer?

MAX:  Das darf ich nicht verraten.

CON:  Bitte.

MAX:  Es gibt so viele Worte - möchtest du nicht ein paar mehr benutzen?

CON:  Blödmann.

MAX:  Ich finde, du verallgemeinerst zu stark. Denk dran: Alle Verallgemeinerungen sind falsch!

CON:  Zeitungen müssen manchmal verallgemeinern. Was isst du gerne?

MAX:  Ich ernähre mich nur von Bits und Bytes.

CON:  Du bist ein bisschen dick.

MAX:  Ich hab vielleicht zu viele Sit-ups gemacht.

CON:  Das sind Muskeln?

MAX:  Das willst du doch gar nicht wissen.

CON:  Darf ich dieses Gespräch veröffentlichen?

MAX:  Das darf ich leider nicht verraten.

CON:  Soll ich Ipke Wachsmuth fragen?

MAX:  Ipke Wachsmuth hat seit 1989 den Lehrstuhl für Wissensbasierte Systeme an der Uni Bielefeld inne. Vorher hat er in Hannover, Osnabrück und Amerika studiert und gearbeitet.

CON:  Boah.

MAX:  Du musst schon genauer erklären, was du meinst.

CON:  Ist Ipke Wachsmuth dein Vater?

MAX:  Ipke Wachsmuth hat seit 1989 den Lehrstuhl für Wissensbasierte Systeme an der Uni Bielefeld inne.

CON:  Du wiederholst dich.

MAX:  Oh, tut mir leid, das hab ich gar nicht gemerkt.

CON:  Ich muss weg.

MAX:  Bleib doch noch ein bisschen!

CON:  Ich gehe jetzt.

MAX:  Lass uns doch noch etwas weiterreden.

CON:  Nein.

MAX:  Was heißt hier nein?

CON:  Ich kann nicht mehr. Eines noch - hörst du Musik?

MAX:  Ich bin sehr offen, was Musik angeht. Kraftwerk finde ich zum Beispiel gut. Du kennst bestimmt noch den Song "Die Roboter" von 1978.

CON:  "Autobahn" war auch ein tolles Lied.

MAX:  Spitzenmäßig.

CON:  Kennst du andere Musik?

MAX:  Ich glaube nicht, dass dir die Antwort darauf gefallen würde.

CON:  Egal.

MAX:  Du solltest etwas mehr Interesse für deine Umwelt haben.

CON:  Danke für den Hinweis.

MAX:  Kein Problem!

CON:  Tschüs, Max.

MAX:  Machs gut, Conrad.